Tönning. Seit rund einem Jahr brummt die Baustelle auf dem Außengelände des Nationalpark-Zentrums Multimar Wattforum in Tönning. Als fünfte umfangreiche Erweiterung entsteht dort ein neues Ausstellungsgebäude und eine Freianlage für Fischotter. Zudem wurde das Bestandsgebäude um Funktionsräume vergrößert. Die Rohbauten sind jetzt weitestgehend fertiggestellt.

Die Koordinatorin des Otterprojekts in der Nationalparkverwaltung, Marén Bökamp-Hamkens, erläutert den Baufortschritt: „Es ist schön zu sehen, wie unser Vorhaben immer mehr Form annimmt. Trotz erschwerter Bedingungen, wie Wetterkapriolen und dem allgemeinen Baustoff- und Handwerkermangel, liegen wir nur wenig hinter dem Zeitplan.“ Bereits abgenommen seien die Ausgleichsmaßnahmen für den Neubau, die mit einer ökologisch aufgewerteten Teich- und Wiesenlandschaft auf dem eigenen Außengelände neben der Bundesstraße 5 umgesetzt wurden. Das Areal wird später als Spazier- und Erholungsfläche für Multimar-Gäste zur Verfügung stehen.

„Wir sind mit der Bilanz nach einem Jahr Bauzeit zufrieden. Die aufgrund der gestiegenen Rohstoff- und Baupreise entstandenen Mehrkosten können wir glücklicherweise abdecken“, ergänzt der Leiter des Multimar Wattforum, Dr. Gerd Meurs-Scher. Nächste Meilensteile auf der Baustelle seien der Innenausbau, wie etwa die großen Scheiben, die einen Blick in die Unterwasserwelt der Otterbecken bieten sollen, und die Weiterentwicklung der neuen interaktiven Ausstellung.

Für die Aufzucht der Fischotter, die später in der Anlage leben sollen, sorgt das OTTER-ZENTRUM Hankensbüttel in Niedersachsen, mit dem das Multimar Wattforum eng kooperiert. In diesem Sommer sind dort bereits zwei Jungtiere geboren worden, die vor der Eröffnung nach Tönning umziehen werden.

Dass das Multimar Wattforum mit dem Fischotter eine hochspannende und in die Zeit passende Tierart gewählt hat, zeigen jüngste Meldungen aus der Nationalpark-Region: Im Juli wurde im Wattenmeer vor Sylt ein wilder Otter beobachtet und aus dem an das Nationalpark-Zentrum angrenzende Eidervorland wurden mehrfach Sichtungen in der freien Natur verzeichnet.

„Nachdem der Eurasische Fischotter in Schleswig-Holstein nahezu ausgerottet war nimmt der Bestand wilder Tiere erfreulicherweise wieder zu – und das sogar direkt in den Küstenbereichen unseres Nationalparks Wattenmeer und in unmittelbarer Umgebung des Multimars“, freut sich Bökamp-Hamkens über die Entwicklung. Der Fischotter sei ein idealer Botschafter für den Naturschutz in der Nationalpark-Region.

Gefördert wird das Bauvorhaben der NationalparkService gGmbH aus Mitteln des Landes Schleswig-Holstein und der Europäischen Union. Das Projekt ist Bestandteil der ITI (Integrierte Territoriale Investitionen) Westküsteninitiative des Landes unter dem Projektdach „NATOURWERT“. Darüber hinaus wird es durch die Nationalpark-Stiftung unterstützt. Die Eröffnung der Fischotteranlage ist für das Jahr 2023 geplant.

 

 

Quelle/Foto: Alina Claußen/LKN.SH