„Das größte Problem ist, dass ich noch lebe“, sagt Alexander „Alex“ Ketels. Der 50-jährige Tönninger liegt in seinem Bett im Flensburger Hospiz und analysiert in seiner ganz eigenen, ruhigen Art das, was in den zurückliegenden anderthalb Jahren passiert ist – mit seiner Familie, mit seiner Kfz-Werkstatt, mit ihm. Im Frühling 2023 saß Alex Ketels völlig ahnungslos im Behandlungszimmer seines Orthopäden. Er hatte zuvor über Schmerzen in den Armen geklagt und deshalb den Mediziner seines Vertrauens aufgesucht. Dieser veranlasste eine Magnetresonanztomographie (MRT). „Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht immer sofort zum Arzt renne“, so der Familienvater, der neun Monate zuvor nach einem Motorradunfall komplett durchgecheckt und als „völlig gesund“ das Krankenhaus verlassen durfte. Den Gesichtsausdruck seines Orthopäden, als dieser den MRT-Befund in seinen Händen hielt, hat Alex Ketels nicht vergessen. Und auch nicht das, was dieser ihm dann mitteilte: „Du hast Metastasen in den Oberarmknochen“. Krebs.

„Das wollte ich zuerst nicht wahrhaben und habe in den Wochen und Monaten darauf auch voll dagegen angekämpft“, sagt Alex Ketels, der sich die nächsten Jahre mit seiner Familie und seiner
Werkstatt völlig anders vorgestellt hat. Er war gerade mit seiner Frau und den drei Kindern von Husum in die Nähe von Flensburg gezogen. Dort hatte er aufgrund der schweren Behinderung seiner jüngsten Tochter ein Haus gekauft, umbauen lassen und bezogen. Die Zehnjährige leidet an einem seltenen Gen-Defekt und kann dort besser beschult werden. Das Haus in Husum sollte verkauft werden und mit seinem Mitarbeiter Dirk Freiwald hatte sich „Auto-Alex“ fest vorgenommen, seine Werkstatt bis zu seiner Rente weiterzuführen. Doch dann kam die Diagnose. Es folgten eine Chemotherapie und Bestrahlungen. Im Januar dann der nächste Rückschlag: Eine Metastase hatte es geschafft, seine Nerven im Rücken soweit zu schädigen, dass selbst eine Operation nicht verhindern konnte, dass der gebürtige Eiderstedter eine Querschnittslähmung davontrug. „Ich liege also als vorher hochaktiver Mensch seitdem im Bett, kann mich kaum bewegen und mein Highlight sind Besuche meiner Familie und Freunde sowie täglich für etwa 1,5 Stunden im Pflegerollstuhl zu sitzen“, beschriebt Alex Ketels selbst seine Situation. Zu diesen persönlichen Einschränkungen erschweren seit kurzem auch finanzielle Probleme das Leben von Alex Ketels und seiner Familie.

Zum Schutz seiner Familie hat er in der Vergangenheit zwar Lebensversicherungen abgeschlossen, doch die greifen erst nach seinem Ableben. Und da er noch keinen Käufer für sein Haus in Husum gefunden hat, Einnahmen aus der Werkstatt fehlen und Zuzahlungen für Medikamente und Behandlungen zu zahlen sind, sah er sich gezwungen, zu handeln und startete vor wenigen Wochen einen öffentlichen Spendenaufruf. „Ich wusste nicht mehr, wie es weitergehen soll und hatte Hoffnung, über eine Spenden-Plattform im Internet finanzielle Unterstützung zu finden. „Es fiel mir sehr schwer, diesen Schritt zu gehen“, sagt der Kfz-Meister, der dafür bekannt ist, Zeit seines Lebens immer anderen Menschen zu helfen. Diesmal jedoch benötigt er Hilfe – für seine Familie. Und die kam: Innerhalb weniger Stunden und Tage verbreitete sich der Hilferuf des Tönningers über die sozialen Medien – und die Spenden flossen: 5 Euro, 10 Euro, 25 Euro, 250 Euro und vereinzelt mehr als 1.000 Euro an Einzelspenden kamen zusammen – mittlerweile fast 40.000 Euro.

„Ich bin überwältigt und sprachlos“, beschreibt Alex Ketels die Bereitschaft von Freunden, Bekannten und Kunden, ihm und seiner Familie zu helfen. „Damit kann ich vorerst die Zwischenfinanzierung der Kredite bezahlen und nso die Familie entlasten“, sagt Alex, der demnächst vielleicht das Hospiz in Flensburg verlassen muss, denn „ich lebe einfach zu lange“, sagt er mit dem Hinweis darauf, dass ihm die Ärzte nur sechs Monate Lebenszeit in Aussicht gestellt hätten. Sein Krebs befindet sich in der Lunge. Ein Karzinom, gerade einmal fingerspitzengroß. Er wird sterben. Das weiß er. „Ich komm‘ da nicht mehr raus aus der Sache“, sagt er ruhig und sachlich. Er wird den Kampf gegen den Krebs verlieren. Das weiß er auch. Aber er kämpft für seine Familie und deren Zukunft und ist dankbar für das, was ihn Zeit seines Lebens gestärkt und getragen hat – seinen Willen, seine Familie und seine Freunde.
Torsten Beetz

 

Wer Alexander Ketels und seine Familie unterstützen möchte, hat die Möglichkeit auf ein Spendenkonto einzuzahlen:

Alexander Ketels
Nord-Ostsee-Sparkasse
IBAN: DE97 2175 0000 0150 0165 41

Hier der Link zur Online-Spendenaktion von Alex: https://gofund.me/303b1fdf