Tönning. Viele Jahre lang war Dierk Hansen (50) der Herr der Leuchttürme, jetzt übergibt er die Leitung seiner Abteilung im Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe-Nordsee (WSA) an André Möller (41). „Ich gehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge, und ich gehe nicht weit weg. Mein neues Büro liegt praktisch gleich neben meinem alten Büro in der Werkstatt, in der ich seit 34 Jahren arbeite“, so Hansen. Er begann 1987 seine Ausbildung zum Energieanlagenelektroniker beim WSA in Tönning und ist einfach immer dageblieben. „Ich komme aus Witzwort und ich fühle mich hier sehr wohl mit den Kolleginnen und Kollegen – und letztendlich ist es eine verantwortungsvolle Aufgabe, wir kontrollieren und überwachen die gesamten Leuchtfeuer an der Nordseeküste, von Büsum bis Sylt und Helgoland“, so Hansen. Zu den Leuchtfeuern zählen 17 Leuchttürme an der Küste und auf den Inseln und unzählige Einfahrtsfeuer der Bundeswasserstraßen und die Richtfeuer in Husum und auf Helgoland. „Früher gab es an jedem Ort einen Leuchtturmwärter, heute steuern wir die gesamte Technik von Tönning aus. Die Schaltzentrale ist ab sieben Uhr besetzt. Es arbeiten insgesamt sechs Elektrotechniker in der „Leuchtturmabteilung“, von denen einer immer im Büro bleibt. Die anderen fünf Mitarbeiter kontrollieren, warten oder reparieren regelmäßig alle Leuchtfeuer direkt vor Ort. Zwei Auszubildende ergänzen das Team. Sie begleiten die Profis nach Sylt, nach Amrum oder gar mit dem Hubschrauber nach Süderoogsand.

Ab 16 Uhr übernehmen die Mitarbeiter auf dem Eidersperrwerk die Überwachung, doch sollte ein Notfall eintreten, wird die Rufbereitschaft in Tönning informiert und rückt aus. „Allerdings überwachen und steuern alle großen Leuchtfeuer sich selbst, sie sind mit einer oder mehreren Ersatz-Glühmitteln ausgestattet, die sich automatisch einschalten und jeder Leuchtturm hat ein Notstromaggregat, da kann eigentlich nicht mehr viel passieren“, sagt Hansen. Früher waren die Männer mit einem Schraubendreher und einem Lötkolben unterwegs, heute geht nichts mehr ohne Laptop. Wichtig ist nur, dass die Glühmittel rechtzeitig, noch bevor sie durchbrennen, ausgetauscht werden – und das ist und bleibt reine Handarbeit. „So ein Glühmittel hat eine Lebensdauer von zirka 2.000 Betriebsstunden und dann hat es meistens nicht mehr die Leistungsfähigkeit für die erforderliche Reichweite, die von Ort zu Ort variiert und von zehn bis 42 Kilometer reichen muss“, erklärt Hansen. Im Büro nebenan wird er künftig für den Werkstattbereich System- und Anlagentechnik verantwortlich sein.

Sein Nachfolger, André Möller aus Husum, ist seit 23 Jahren beim WSA. Den Beruf des Energieanlagenelektronikers lernte er zuvor auch in Tönning beim WSA. „Ich komme praktisch aus dem Leuchtfeuerbereich und freue mich sehr auf meine neue Aufgabe“, schmunzelt Möller. Er kennt das Werkstattgebäude, das sich direkt neben dem Packhaus in Tönning befindet, schon sehr gut. Den alten Bunker, der hinter dem Gebäude etwas versteckt liegt, betritt er mit schlafwandlerischer Sicherheit. Er findet alle Ersatzteile, die dort unter anderem gelagert sind und er kennt den Schaltschrank, in dem die Meldungen der Leuchttürme auflaufen. Von dort aus werden diese weitergeleitet zu ihm ins Büro auf den Bildschirm. „Und wenn Eisgang ist, dann können wir vom Computer aus alle Leuchttürme auch am Tag anschalten“, verrät Möller. Ansonsten schalten diese sich selbstständig eine Stunde vor Sonnenuntergang an und eine Stunde nach Sonnenaufgang wieder aus. Und auch den Schutzanzug hat er schon mehrfach getragen, denn in Westerhever und auf Helgoland kommen Xenon-Kurzbogenlampen zum Einsatz, die unter Druck stehen und jederzeit explodieren können. „Wir haben wirklich einen spannenden Arbeitstag und jeder Tag ist immer wieder anders“, freut sich Möller. Und in allen Bereichen werden Nachwuchskräfte ausgebildet. „Wir hätten gern noch einen dritten Auszubildenden in unserem Bereich als Industrieelektroniker und in den Werkstätten des Bauhofs werden junge Menschen gesucht, die den Beruf des Tischlers, Elektronikers für Betriebstechnik oder des Feinwerkmechanikers erlernen möchten. Wir sind ein vielseitiger und Top-Ausbildungsbetrieb“, verspricht der neue Werkstattleiter.

 

Text/Foto: Bärbel Sommer