Vom Vater auf den Sohn: Bestattungshaus: Jan Gawellek übernimmt UnternehmenVon Bärbel Sommer14.09.2021, 7.58 UhrFoto: Fotos: Gehring Jan und Vater Dietmar Gawallek Dietmar Gawellek übergibt sein Bestattungshaus an seinen Sohn Jan Garding. Sie haben viele Jahre „Hand in Hand“ gearbeitet und so soll es auch weitergehen, da sind sich Vater und Sohn einig. Mit einem kleinen Unterschied: Seit dem 1. Juli trägt Jan Gawellek die volle Verantwortung für das Bestattungshaus – und Vater Dietmar darf es etwas ruhiger angehen lassen. „Für uns ist der richtige Zeitpunkt gekommen für die Firmenübergabe und ich freue mich sehr, dass mein Sohn in meine Fußstapfen tritt“, verrät der Senior mit einem zufriedenen Lächeln. Vor zwei Jahren feierten sie das 40-jährige Bestehen ihres Bestattungshauses Gawellek gemeinsam, ein Unternehmen, das über die Jahre gewachsen ist und neben dem Firmensitz in Garding auch in Husum und St. Peter-Ording vertreten ist. Sie sind rund um die Uhr erreichbar. 365 Tage im Jahr. Sie sind der erste Ansprechpartner, wenn Trauernde Abschied nehmen müssen von einer geliebten Person. Dann ist Hilfe und Beistand gefragt – und die Familie Gawellek samt der langjährigen Mitarbeiter ist da. Sie übernehmen alle Formalitäten und gestalten einen einfühlsamen und würdevollen Abschied. Das Bestattungshaus in Garding. Gawellek – der Beginn Am 8. Oktober 1979 übernehmen Birgit und Dietmar Gawellek den Betrieb des Tischlers und Bestatters Siemens in Garding. „Ohne meine Frau Birgit wäre unser Unternehmen so nicht möglich gewesen, wir haben uns 35 Jahre lang am Schreibtisch gegenübergesessen und sie hat mir in all den Jahren mit meinen verschiedenen Ehrenämtern den Rücken frei gehalten“, sagt der Witwer mit einem liebevollem Unterton. Er ist 1949 in Tetenbüll geboren. Sein Urgroßvater Johannes Rohde baute als Tischler die Särge im Dorf. Seine Großeltern betrieben neben der Landwirtschaft eine Kohlenhandlung und wenn es einen Todesfall gab, dann zogen ihre Pferde den Leichenwagen bei der Beerdigung. „Es gibt noch ein Bild von Onkel Heini aus den 1940er Jahren“, verrät der Seniorchef, der eigentlich am Husumer Hafen groß geworden ist. „Meine Eltern sind mit uns Kindern 1955 nach Husum gezogen und später habe ich dort zwölf Jahre als Zeitsoldat beim Jagdbombergeschwader 41 am Standort Husum gedient.“ Seine Frau hatte zu der Zeit einen sicheren Arbeitsplatz bei der Sparkasse, den sie 1979 aufgab um voll für die beiden Söhne und das eigene Unternehmen da zu sein. Gawellek – die Vergrößerung Das Wohnhaus der Familie in Garding im Norderring 56 wird zum Geschäftshaus, dort wird gelebt und gearbeitet. Der Senior erinnert sich: „Mein Vater stammt aus Oberschlesien, die Kriegsgefangenschaft auf Eiderstedt rettete ihm das Leben und dann lernte er meine Mutter kennen und ist geblieben. Er hat uns sehr viel geholfen bei der Einbettung. Er war ein Perfektionist und hat sehr viel Zeit mit den Verstorbenen verbracht und sie in aller Ruhe hergerichtet. Ich habe viel gelernt von ihm.“ Im Bestattungsunternehmen Gawellek wurde von Anfang an darauf geachtet, dass die Trauernden am offenen Sarg Abschied nehmen können von den Verstorbenen. Im Jahr 1990 wird das Unternehmen um einen Standort erweitert. „Es war ein Risiko damals, doch wir wagten den Sprung nach Husum und sind seitdem gegenüber dem Ostfriedhof ansässig“, so Gawellek. Im Jahr 2000 übernimmt der Gardinger Unternehmer die Firma Fock-Bestattungen in St. Peter-Ording an der Badallee. Später erwarb er die Kapelle auf dem Friedhof Bövergeest und da diese entwidmet wurde, durfte die Kapelle fortan auch für nicht kirchliche Anlässe genutzt werden. „Neben dem Büro ist somit ein würdevoller Trauerraum für die Abschiednahme entstanden“, sagt Gawellek. Gawellek – der Sohn Jan Gawellek Jan Gawellek ist in Garding aufgewachsen. In seinem Elternhaus ist er von klein auf an mit dem Thema „Tod“ in Berührung gekommen. „Später, als ich etwas größer war, da habe ich meinen Opa stundenlang beobachtet beim Einbetten. Er hatte eine so einfühlsame Art, das hat mich tief beeindruckt“, sagt der 40-Jährige. Seit 2004 ist er wieder im Bestattungsunternehmen tätig. Zuvor machte er eine Ausbildung zum Steinmetz bei Kolbe in Itzehoe. „Letztendlich hat das ja auch etwas mit unserem Unternehmen zu tun, aber ich wusste schon immer, dass ich irgendwann wieder nach Hause kommen werde“, verrät der neue Firmeninhaber. Er hat drei Söhne, von denen einer vielleicht einmal seine Nachfolge antreten wird. Seit dem 21. Juli sind Jan und Janina Gawellek, geb. Thomsen, ein Ehepaar. Seine Frau ist stellvertretende Pflegedienstleitung im Marienstift der Diakonie und seit zwei Jahren unterstützt sie das Unternehmen bei der Buchhaltung und allem, was sonst noch so anfallen kann. „Meine Frau hat zum Glück Verständnis dafür, dass ich eigentlich jede Minute abkömmlich sein muss“, freut sich der frisch gebackene Ehemann. Er hat die Gabe von seinem Vater und Großvater geerbt. Er verbringt viel Zeit mit der Einbettung der Verstorbenen. „Ich finde es so wichtig, dass Familie und Freunde am offenen Sarg Abschied nehmen können. Als letzte Erinnerung bleibt ein schönes Bild im Kopf“, sagt Jan Gawellek. Die Trauernden dürfen sich ganz in Ruhe von ihren Lieben verabschieden und dafür wurden in Husum, St. Peter-Ording und in Garding ganz wunderbare Räumlichkeiten geschaffen. Das Bestattungsteam Marc Willers, Finn Sörge Hansen, Dietmar Gawellek, Lars Rohwer, Jan und Janina Gawellek. Gawellek – die Mitarbeiter Ein Familienunternehmen kann nur dann erfolgreich sein, wenn die Mitarbeiter zuverlässig sind. „Wir haben großes Glück mit unseren Mitarbeitern, sie sind alle schon sehr lange dabei“, freut sich Jan Gawellek, der gemeinsam mit Finn Sörge Hansen den Bereich Eiderstedt betreut. „Finn Sörge hat bei uns 2013 als Aushilfe angefangen. Fünf Jahre später konnten wir ihm eine Festanstellung anbieten und er ist geblieben.“ In Husum sind ebenfalls zwei Mitarbeiter seit vielen Jahren dabei: Lars Rohwer ist seit 27 Jahren ein zuverlässiger Ansprechpartner und sein Kollege Marc Willers feiert in diesem Jahr sein 15-jähriges Jubiläum. Und dann sind da noch die fleißigen Aushilfen, sie unterstützen die festen Mitarbeiter und ohne sie wäre eine 24-Stunden-Bereitschaft nicht möglich. „Egal, ob auf Eiderstedt oder in Husum, egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit, egal ob Sonn- oder Feiertag, sie sind alle immer da. Unseren Mitarbeitern gilt ein ganz besonderer Dank“, sagen die Gawelleks. Janina und Jan Gawellek. Gawellek – die Zukunft Die Bestattungskultur hat sich über die Jahre enorm gewandelt. Die Erdbestattung im Sarg wird seltener und gut 80 Prozent der Menschen wünscht die Feuerbestattung mit einem Urnengrab. Bei Gawellek gibt es eine große Auswahl an umweltfreundlichen Urnen, die alle in Deutschland hergestellt werden. Diese Urnen werden handbemalt und auf Wunsch auch mit persönlichen Motiven gestaltet. Der Trauerraum der Familie wurde jüngst neu gestaltet. Ein Ort der Ruhe und ein guter Ort um Abschied zu nehmen. Dort kann die Trauerfeier ganz nach den Wünschen des Verstorbenen abgehalten werden, sei es nun mit klassischer Jazzmusik, dem Lieblingsschlager oder einem Heavy-Metal-Sound. Und auch in Zukunft wird es bei Gawellek für die Trauernden immer einen festen Ansprechpartner geben. „Das Vertrauen, das unsere Kunden uns schenken ist unsere Verpflichtung“, sind Vater und Sohn sich einig. Künftig wird Jan Gawellek die volle Verantwortung für das Unternehmen tragen. Er fühlt sich der Tradition des Unternehmens verpflichtet und freut sich für seinen Vater: „Jetzt hat Papa endlich mehr Zeit für all die schönen Dinge im Leben, sei es mit seiner Partnerin Dörte Hansen neue Ausflugsziele mit seinem VW-Käfer anzufahren oder seine Ehrenämter auszuführen.“ Text: Bärbel Sommer; Fotos: Michael Gehring